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Aus der ZeitschriftPflegerecht 2/2022 | p. 127–128Es folgt Seite №127

Interview mit …

Doris Nievergelt Schieler, Leiterin Leistungen Spital/Pflege bei Helsana

Was war deine Motivation, dich zur Pflegefachfrau ausbilden zu lassen?

Für mich war immer klar, einen Beruf mit Menschen zu wählen. Im ersten Bildungsweg habe ich die Ausbildung zur Pharmaassistentin gemacht. Eigentlich hatte ich geplant, gleich nach dem Abschluss die Ausbildung zur Pflegefachfrau zu starten. Doch habe ich zuerst in einer sozialpädagogischen Institution ein Praktikum gemacht und anschliessend als Miterzieherin gearbeitet. Im Anschluss habe ich mich mit 25 Jahren dann doch entschieden, die Ausbildung zur Pflegefachfrau zu machen.

Warum hattest du entschieden, dich beruflich zu verändern?

Im Jahre 1999 arbeitete ich im Krankenhaus Thalwil und leitete die Akutabteilung. Damals wurden unter der Ära Diener mehrere Spitäler geschlossen. Thalwil gehörte dazu.

Warum gingst du zu einer Krankenversicherung?

Mit der Schliessung des Spitals war für mich der Zeitpunkt gekommen, zu überlegen, wie meine berufliche Zukunft aussehen soll. Die Helsana hatte in dieser Zeit das Fallmanagement aufgebaut und war Pionierin in diesem Thema. Das Konzept hat mich überzeugt, und so habe ich mich entschieden, diesen Schritt zu wagen.

Was genau sind deine Verantwortlichkeiten bei Helsana Versicherungen AG?

Seit 17 Jahren leite ich den Bereich Spital/Pflege in der Region Zürich/Zentralschweiz. Wir sind für die Kostengutsprachen und Rechnungskontrolle in den Bereichen Spital Stationär, Spitex, Pflegeheim, Transport und Hebammen zuständig. Zusätzlich sind wir für unsere Kunden in diesen Leistungsfragen Ansprechpartner.

Wie hat sich diese Tätigkeit in den letzten Jahren verändert?

Mein Bereich hat sich in diesen Jahren verkleinert, obwohl mehr Leistungen bezogen werden. Die Digitalisierung hat auch bei uns keinen Halt gemacht, aber sie könnte noch weit höher sein. Die Führungsarbeit wie auch die Arbeitswelt hat sich generell verändert. Stichworte dazu: Digitalisierung, Homeoffice, Work Life Balance und Zeitdruck.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Leistungserbringern? Was läuft gut, was weniger?

Dieser Teil der Arbeit ist für mich ebenfalls ein wichtiger Motivator. Ich bin überzeugt, dass es hilft, mit den Leistungserbringern die verschiedenen Problemstellungen sachlich zu klären und Lösungen zu finden. Die Zusammenarbeit im operativen Tagesgeschäft läuft zu einem grossen Teil gut. Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Doch gibt es leider auch in meinem Bereich immer wieder Institutionen, die das System zu ihrem Vorteil ausnutzen wollen. Hier bin ich zum Teil in der Rolle von Sherlock Holmes; also herausfinden, ob es sich tatsächlich um einen Fehler handelt oder um eine bewusste Ausnutzung des Systems.

Wie hat sich diese Zusammenarbeit verändert?

Die Zusammenarbeit hat sich in dem Sinne nicht verändert – doch staune ich immer wieder, welche Dreistigkeit gewisse Anbieter haben.

Wie könnte die Zusammenarbeit verbessert werden?

Leider erlebe ich immer wieder, dass es Institutionen gibt, die bewusst grobe Fehler machen, um eine höhere Vergütung zu bekommen. Wir kontrollieren, fordern Geld zurück – doch gibt es leider immer wieder genügend Schlupflöcher, dass sie trotzdem weiterarbeiten können. So wird beispielsweise eine Institution aufgelöst und eine neue an einem anderen Standort gegründet. Hier wünschte ich mir mehr Kooperationsbereitschaft der Behörden, welche die Betriebsbewilligungen ausstellen. Häufig wird der Datenschutz vorgeschoben und so ein Austausch verunmöglicht.

Welche Herausforderung stellt sich in Zukunft?

Die Gesundheitskosten steigen weiter an, nicht zuletzt wegen unser aller Anspruchshaltung. Diese Entwick- Aus der ZeitschriftPflegerecht 2/2022 | p. 127–128 Es folgt Seite № 128lung einzudämmen, gelingt aber nicht durch die verstärkt zunehmende Überregulierung. Wenn, muss beispielsweise gezielt und sachgerecht eingegriffen werden, damit wir besser gegen Institutionen vorgehen können, die das System missbrauchen. Ein anderes grosses Thema ist die gleiche Finanzierung ambulanter und stationärer Leistungen (EFAS). Die Berücksichtigung der Pflege ist da ein heiss umstrittenes Thema. Wir Krankenversicherer finden, dass zunächst Transparenz über die Restfinanzierung der Kantone geschaffen werden muss. Ansonsten ist nicht klar, wie viel die Grundversicherung finanzieren muss.

Wie möchtest du dereinst einmal gepflegt werden?

Wenn es mein Gesundheitszustand zulässt, möchte ich so lange wie möglich in meinen eigenen vier Wänden gepflegt werden. Die guten professionellen Spitex-Organisationen überzeugen mich sehr. Ihr Stellenwert und ihre Professionalität haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Das wird noch weiter zunehmen. Natürlich hoffe ich, wie wohl alle Menschen, dass mir die Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich erspart bleibt. Zum Glück bleibt diese Frage für uns alle offen.

Das Interview führte

im Namen der Redaktion

der Zeitschrift «Pflegerecht».